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Wernher Schodoler, Schulheiss und Chronist (1490-1541)

Wernher Schodoler, der berühmte Chronist, wurde 1490 als ältester Sohn des Schultheissen Heinrich Schodoler geboren. Schultheissen waren auch schon sein Grossvater und sein Urgrossvater gewesen. Mit sieben Jahren besuchte er die städtische Lateinschule, wie das für Söhne der vornehmeren Familien üblich war. Seinen Vater verlor er, als er erst etwa 13 Jahre alt war, und kurz darauf starb auch seine Mutter. Als Waise fehlte ihm wohl das Geld für ein Studium. So besuchte er nicht die Universität wie andere Söhne seines Standes. Statt dessen ging er als Lehrling in die Berner Stadtkanzlei, der grössten und am besten organisierten in der damaligen Schweiz. Dort liess er sich nicht nur gründlich zum Schreiber und Kanzlisten ausbilden. Er lernte auch die berühmten Chroniken jener Zeit, etwa jene des Berner Diebold Schilling, kennen. Er liess sich von ihnen anregen, später selbst eine Chronik zu schreiben.

Im Spätsommer 1508 kehrte er nach Bremgarten zurück, wurde hier Stadtschreiber und heiratete bald darauf Barbara Wirz, die Tochter aus einer der vornehmsten Stadtzürcher Familien. Einige Jahre später sass er bereits im Kleinen Rat, und 1520 bekleidete er erstmals das Amt des Schultheissen. Nach 1525 begann der Streit um die Reformation die Bremgarter Bürgerschaft zu spalten. Da hielt Schodoler zwar zum alten Glauben, versuchte aber immer wieder zu vermitteln. Mit Ausnahme der Jahre 1529-1531, als die Reformierten an der Macht waren, blieb er Schultheiss, bis er 1541 an der Pest starb.

Über Bremgarten hinaus berühmt wurde Wernher Schodoler als Verfasser seiner dreibändigen eidgenössischen Chronik. Er schuf sie als privates Werk, nicht etwa in amtlichem Auftrag. Sie sollte der Belehrung und sittlichen Erziehung der Leser dienen. Die Arbeit daran begann er schon in jungen Jahren, und sie zog sich über Jahrzehnte hin. Der Text ist zu weiten Teilen von andern Chronisten abgeschrieben. Wo er von Schodoler selbst stammt, zeugt er von einem bemerkenswert unabhängigen Urteil. So verurteilte er die eidgenössische Grossmachtpolitik in der Lombardei, die 1515 zur vernichtenden Niederlage bei Marignano geführt hatte. Schodoler hatte die Schlacht vermutlich selbst miterlebt. Die Bilder der Chronik stammen nicht von ihm selbst, sondern von unbekannten Zeichnern und Malern.

Bild: aus der Chronik des Wernher Schodoler, um 1514.

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